Ob selbst zusammengestellt oder fertig gekauft, für viele Zweibeiner gehören Cerealien, Gemüse & Obst einfach mit auf den Einkaufszettel. Sowohl hochaufgeschlossene Cerealien als auch verschiedene Sorten an leicht verdaulichem Obst und Gemüse finden auch in der Tiernahrung gerne Gebrauch. Begrifflichkeiten wie MOS, FOS oder Rübentrockenschnitzel und Chicoréewurzel findet man oft in der Produktbeschreibung von Hunde- und Katzennahrung. Aber warum überhaupt und was bedeutet das alles eigentlich?

Energielieferant Kohlenhydrat
Neben Vitaminen und Mineralstoffen liefern Gemüse, Obst und Cerealien auch Kohlenhydrate, die zusammen mit Proteinen und Fetten als Energieträger aber auch als eine Art „Baustoff“ dienen. Der Oberbegriff „Kohlenhydrat“ differenziert sich in zwei größere Untergruppen: verdauliche Kohlenhydrate und (teilweise) unverdauliche Kohlenhydrate.
Als verdauliche Kohlenhydrate bezeichnet man diese, die durch den Verdauungsprozess aufgeschlossen und vom Körper aufgenommen, also verwertet werden. Unverdauliche Kohlenhydrate entsprechen dem Gegenteil. Verdauungsenzyme können diese nicht oder nur kaum aufspalten. Sie werden überwiegend so ausgeschieden wie sie aufgenommen wurden. Man spricht hier auch von Ballaststoffen oder Faserstoffen.
Ballaststoffe und das Mikrobiom
Nun, warum sind Ballaststoffe eigentlich so wichtig? Sie können eine geregelte Verdauungstätigkeit unterstützen und dienen den „guten“ Darmbakterien als Nahrung. Denn der Verdauungstrakt von unseren lieben Vierbeinern ist mit vielen hunderten verschiedenen Bakterien besiedelt. Die Gesamtheit aller Bakterien im Darm, die die „guten“ und auch die „weniger guten“ Bakterien zusammenfasst, nennt man übrigens auch „Mikrobiom“.

Was die „guten“ Darmbakterien mögen
FOS
Fructooligosaccharide oder kurz FOS, sind diätetische Faserstoffe pflanzlichen Ursprungs. Sie werden beispielsweise aus der Chicoréewurzel (Inulin) gewonnen. FOS werden nicht von den Verdauungsenzymen im Dünndarm verdaut. Sie gelangen daher bis in den Dickdarm und werden dort von den „guten Darmbakterien“ fermentiert, also vergoren. Fermentation bedeutet in diesem Fall die mikrobielle Umwandlung organischer Stoffe (FOS) in überwiegend kurzkettige Fettsäuren, welche der Darmschleimhaut des Dickdarms als bedeutende Energiequelle dienen.
Das von den guten Darmbakterien, wozu Bifidobakterien oder auch Lactobazillen gehören, fermentierte FOS dient den gesunden Bakterien gleichermaßen als Nährsubstrat und begünstigt so deren Erhalt und Vermehrung. Ebenso wird durch die Freisetzung der kurzkettigen Fettsäuren der Darminhalt angesäuert. Dies fördert wiederrum einen optimalen Lebensraum für die vorteilhaften Darmbakterien. Belastende Stoffwechselendprodukte können mit Hilfe von FOS schonend über den Darm ausgeschieden werden.
MOS
Die sogenannten Mannan-Oligosaccharide (MOS) sind komplexe Kohlenhydratverbindungen die man aus Hefezellwänden gewinnt (Saccharosemyces cerevisiae-Komplexe). Auch sie sind unverdaulich, passieren also erst mal den Dünndarm unangetastet und dienen dann den gesunden Darmbakterien im Dickdarm als Nahrung. MOS fungieren zudem als eine Art Barriere, denn sie sind in der Lage die Anheftung schädlicher Bakterien an der Darmwand zu blockieren. Somit wird mit ihrer Hilfe die Darmwand gestärkt und das körpereigene Immunsystem auf natürliche Weise gesund gehalten.
Rübentrockenschnitzel
Rübentrockenschnitzel fallen als Nebenerzeugnis bei der Verarbeitung von Zuckerrüben an. Viele Menschen denken nun sofort an Zucker. Für den Verdauungstrakt von Hund und Katze kann die entzuckerte Variante (maximal 0,2 % natürlicher Zuckergehalt), also ausschließlich die Zellwände der Melasse, als diätetische Fasern die Verdauung unterschützen. Denn dieser unverdauliche Bestandteil dient ebenfalls den gesunden Darmbakterien als Nahrung und wirkt sich auf Grund dessen auch günstig auf die Dickdarmflora aus.

Präbiotikum & Probiotikum
Zusammengefasst sind stellvertretend MOS (aus Hefezellwänden) und FOS (Inulin - Chicoréewurzel) Nahrungsbestandteile die erst im Dickdarm von den gewünschten Bakterien fermentiert werden. Sie werden auch als Präbiotikum bezeichnet und können demzufolge die Bildung guter Bakterien im Darm unserer Vierbeiner begünstigen. Gleichzeitig unterstützen Präbiotika allerdings auch die Verdrängung schlechter Bakterien und fördern somit die Gesunderhaltung der Darmflora.
In gewissen Lebenslagen benötigt der Verdauungstrakt einen kleinen Nachschub an gesunden Darmbakterien. Durch eine über die Nahrung zugegebene Substanz, wie das Intestinum-Liquid, kann die Ansiedlung bestimmter milchsäurebildenden Bakterien (Enterococcus faecium) im Darm unterstützt werden. Die Substanz mit lebenden Bakterien wird auch als Probiotikum bezeichnet. Probiotikum und Präbiotikum arbeiten also Hand in Hand und bilden in Kombination ein sogenanntes Synbiotikum.

Was Ballaststoffe noch so können...
Neben den von den Darmbakterien fermentierbaren Ballaststoffen (z.B. MOS/FOS) gibt es auch ballaststoffreiche Nahrungsmittel die besonders viel Wasser binden können (beispielsweise Leinsamen, Weizenkleie oder auch Flohsamen). Diese werden auch als Quellstoffe bezeichnet. Quellstoffe haben die Eigenschaft das bis zu 100fache ihres Eigengewichtes an Wasser binden zu können. Durch Zugabe zur Mahlzeit können sie wegen ihrem immensen Quellvermögen das Volumen des Speisebreis erhöhen und zudem dessen Viskosität, also die Zähflüssigkeit des Speisebreis, steigern.
Der visköse und voluminöse Speisebrei hat die Eigenschaft, die Geschwindigkeit der Magenentleerung in den Darm zu verzögern. Somit wird eine längere Sättigung begünstigt. Quellstoffe zeigen allerdings nicht nur positive Effekte im Magen. Da auch sie unverdaulich sind, bleibt das Volumen des Nahrungsbreis im Darm vergrößert.
Die Peristaltik (Darmbewegung) reagiert auf eine entsprechende Füllmenge. Durch den ausgeübten Druck auf die Darmwand wird diese angeregt und der Kotabsatz gefördert. Anders als im Magen, wo quellende Ballaststoffe eine langsame Magenentleerung begünstigen, ist bei einem beispielsweise an Verstopfung leidenden Tier eine etwas kürzere Transitzeit bzw. Verweildauer des Kotes gewünscht, so kann einer Verstopfung entgegengewirkt werden.
Der Darm – oder auch das zweite Gehirn?
Stress, Antibiotika, falsche Ernährung. All dies und noch mehr kann uns aber auch unsere Vierbeiner krank machen. Der größte Teil des Immunsystems liegt im Darm. Ein dichtes Geflecht an Nerven versorgt ihn, zudem werden Informationen aus dem Darm direkt an das Gehirn geleitet. Deshalb spricht man auch von einem zweiten Gehirn. Gibt es Probleme im Darmtrakt können Verdauungsbeschwerden, Abgeschlagenheit, Blähungen oder auch Durchfälle mögliche Folgen sein.
Beifutter wie beispielsweise Frischmöhrenpellets, Gemüse-Auslese oder auch Weizenkleie liefern viele gute Ballaststoffe und fördern ein ausgewogenes Darmmilieu. Welches die passende Ergänzung für die Problematik deines Vierbeiners ist, entscheidet am besten deine behandelnde Praxis.
Aber auch gesunde Fellnasen können von Nähr- und Vitalstoffen einer Extra-Zulage profitieren, wir helfen euch sehr gerne bei der Auswahl.
Wir freuen uns auf eure Fragen und Kommentare.
Liebe Grüße,
Ramona