Tierhalter*innen sind sich einig: Auch Vierbeiner fühlen, haben gute und schlechte Tage, sind gut gelaunt oder miesepeterig unterwegs und ab und an zu Scherzen aufgelegt.
Ist der Napf mal mit etwas anderem als gewöhnlich gefüllt, wird eindeutig angezeigt, ob die Fellnase daran Gefallen findet oder empört die Nase rümpft. Scheint draußen die Sonne, wird aufgeregt vor der Terrassentür getigert oder lautstark getönt, bis der Mensch sich bequemt sie aufzumachen. Regnet es hingegen, wird höchstens mal müde der Kopf gehoben um halb verschlafen und eher verdrießlich aus dem Fenster zu blicken. Hat der Zweibeiner Kummer oder liegt krank im Bett, gesellt sich manch ein Haustiger gern dazu und scheint trösten zu wollen.
Wer mit einer Katze oder einem Kater das Zuhause teilt, weiß, dass die Stubentiger mindestens so viele Gefühlsregungen haben wie Zweibeiner. Die Übersetzung des Katzenverhaltens ist mitunter gar nicht so einfach, aber mit etwas Übung und durch ein tägliches Miteinander entwickeln die meisten Katzenhalter bald ein Gespür für Körpersprache und Mimik des Vierbeiners.
Kommunikation ist keine Einbahnstraße
Selbiges gilt übrigens auch andersherum. Mangels Sprachfähigkeit konzentriert sich die Kommunikation bei Tieren noch viel intensiver auf Körpersprache und Mimik. Was bei humanen Begegnungen eher unterbewusst abläuft, ist bei Tieren oft die einzige Art sich zu verständigen. Katzen und Kater scannen daher bereits beim ersten Kennenlernen sowohl ihre Artgenossen als auch uns Menschen und ziehen daraus Schlüsse zu unserer Stimmung, Haltung und unseren Vorhaben.
Stehen wir aufrecht, dem Haustier frontal zugewandt und blicken dem Stubentiger geradewegs und starr in die Augen, empfinden sensible Vierbeiner das durchaus als Bedrohung, verstecken sich oder gehen in die Defensive. Sitzen wir hingegen gelassen auf dem Sofa und schauen dem haarigen Mitbewohner ruhig blinzelnd beim Putzen zu, kann es passieren, dass die Samtpfote sich eingeladen fühlt und es sich auf unserem Schoß bequem macht, sofern wir uns bisher vertrauenswürdig gezeigt haben.
Viel mehr als nur Miau
Dass Katzen und Katern egal ist, was der Mensch tut und sie daher gar nicht mit ihm kommunizieren, ist ein Irrglaube und tut den sozialen und anmutigen Wesen unrecht. Zwar stimmt es, dass sie auch alleine zurechtkommen, unabhängiger sind als zum Beispiel Hunde und selten Trennungsangst verspüren. Nichtsdestotrotz gehen sie eine Beziehung zu Artgenossen oder Menschen ein, die sie regelmäßig treffen oder deren Zuhause sie teilen.
Tatsächlich ist die Kommunikation der Katzen mittlerweile ganz gut erforscht und es hat sich herausgestellt, dass Körperhaltung, Mimik, Bewegungen und Laute gezielt eingesetzt werden, um ihrer Stimmung Ausdruck zu verleihen und zu sozialer Interaktion führen sollen. Man muss als Zweibeiner einfach Interesse zeigen, offen für die Sprache der Katzen sein und sie genau beobachten, um Teil der Unterhaltung zu werden.
Gewisse Merkmale in der Körperhaltung oder dem Gesichtsausdruck können meist eindeutig einer Stimmung zugeordnet werden. Dabei sollte aber immer beachtet werden, dass auch Katzen und Kater individuelle Charaktere sind und durchaus Eigenarten in ihrer Kommunikationsweise haben können. Das sorgt oftmals eher für Lacher als Ärger, ist aber durchaus ernst zu nehmen, wenn man gefühlvoll auf den Vierbeiner eingehen möchte.
Die Augen, Ohren und der Schwanz können als Stimmungsbarometer gesehen werden. Zusätzlich sollten immer die gesamte Körperhaltung und natürlich auch Laute berücksichtigt werden, die der Haustiger von sich gibt.
Körper im Fokus
Liegt die Katze oder der Kater auf der Seite oder dem Rücken, legt den Kopf dabei auf den Tatzen ab oder rollt sich gemütlich ein, kann man davon ausgehen, dass sie entspannt sind. Die Pfoten werden in dieser Ruhestellung meist leicht angewinkelt, um Sehnen und Bänder zu entlasten und vollends durchzuatmen.
Schleicht die Fellnase um den Zweibeiner herum und sucht Nähe, hat sie meist Interesse an Kontakt oder möchte reden. Wirft sie sich dabei auf den Rücken, wälzt sich oder rennt umher, möchte sie vermutlich spielen oder zu anderen Aktivitäten auffordern.
Beobachtet man ein vermehrtes Gähnen, ist das kein Anzeichen für Müdigkeit, sondern für Unbehagen. Wechselt die Katze dazu auch noch häufig die Körperhaltung oder schlägt mit den Pfoten auf den Boden, ist sie regelrecht gestresst.
Duckt sich das Haustier und zieht den Schwanz ein oder legt die Ohren an und sträubt das Fell, ist es eindeutig unsicher oder hat Angst. Das geht meist einher mit einem unmissverständlichen Fauchen oder einem misstrauischen Jaulen. Dabei wölbt sich der Rücken in den bekannten Katzenbuckel, was auch schnell zu einer Warnung werden kann, wenn der Angriffsmodus aktiviert ist und die Beine durchgedrückt werden.
Alles hat ein Ende, nur die Wurst
Am Ende des Katzenkörpers befindet sich idealerweise ein locker hängender Schwanz, der zeigt, dass die Samtpfote entspannt und freundlich gestimmt ist. Je aufrechter und bewegungsfreudiger er ist, desto aufgeregter ist meist auch dessen Träger*in. Katzen und Kater zittern, zucken und wedeln nicht selten mit dem beweglichen Körperende, wenn sie Schabernack treiben, auf sich aufmerksam machen möchten oder nervös sind.
Schau mir in die Augen, Kleines.
Sind die Augen ganz oder halb geschlossen, kann man davon ausgehen, dass der vierbeinige Mitbewohner entspannt ist. Wird das Sichtfeld derart eingeschränkt, sieht die Katze keinen Grund alles genau im Blick zu halten und fühlt sich offensichtlich sicher und gelassen. Blickt sie ihren Menschen dabei an und blinzelt gleichzeitig langsam kann das mit einem liebevollen Hallo übersetzt werden.
Kleiner Tipp: Blinzelt der Mensch entspannt und langsam zurück, wird das Hallo erwidert und kann die Bindung zur Samtpfote stärken.
Je weiter die Augen geöffnet sind, desto aufmerksamer ist die Katze normalerweise. Das ist beispielweise der Fall, wenn sie spielen möchte und zu Interaktion auffordert, eine Fährte sucht, Angst hat oder versucht eine Situation einzuschätzen.
Formen die hübschen Katzenaugen sich jedoch zu Schlitzen, wird es gleich ernst. Denn so fokussieren die Stubentiger Beute oder potentielle Gegner, die bald angegriffen werden.
Hör mal wer da schnurrt.
Freundliches Miauen oder Schnurren kann durch erfahrene Menschenohren vom warnenden Fauchen und Schreien gut unterschieden werden. Aber auch Zweibeiner ohne Katzen kennen das Gejaule und Knurren zweier Kater vor dem Schlafzimmerfenster in der Nacht. Denn zimperlich sind die Haustiger bezüglich der Lautstärke dabei nicht.
Gut zu wissen
Als Tierhalter*in sollte man sich am besten schon vor der Anschaffung des Haustiers mit dessen Art der Kommunikation auseinandersetzen, um ein friedvolles und entspanntes Miteinander zu fördern. Verantwortungsbewusste Zweibeiner, die sich mit dem Verhalten ihrer Katze auseinandersetzen, erhalten dafür ein großes Dankeschön in Form einer lebenslangen Freundschaft zur Samtpfote.
auch für tierfreie Haushalte
Auch bei unfreiwilligen Begegnungen ist es hilfreich Katzen (oder Hunde) lesen zu können. Im Urlaub begegnet man häufig Streunern, die auf Tuchfühlung gehen oder in Ruhe gelassen werden wollen. Spricht man deren Sprache und geht gefühlvoll darauf ein, entstehen keine Missverständnisse.
Eben ganz wie zwischen uns Zweibeinern auch.