SERIE // Mein neues Hundeleben 17 Die Mutter fuhr fort: „Wir haben hier natür- lich keine Hundetagesstätte, das war die Idee meiner Tochter.“ Ich entschuldigte mich mit hochrotem Kopf, zog Elvis widerwillig aus dem fremden Vorgarten und ging meines Weges. Falls die gute Frau das hier liest, hier noch einmal meine aufrichtige Entschuldigung für die Störung. (Nach der Begegnung mit dem bellend-wedelnden Elvis war das Mädchen vermutlich zumindest hunde- technisch vorerst von ihrem Wunsch geheilt.) Hunde machen anscheinend dumm. Nein, ich korrigiere das: Man ist selbst von Grund auf dumm, der Hund bringt es nur ungefiltert und jederzeit für alle sichtbar ans Tageslicht. In diesem Sinne: Ein bisschen komisch sein ist nicht schlimm. oder auch eben besser nicht. Ein bisschen wie zu Halloween – erst aus dem Klofenster spähen, bevor man die Tür öffnet. Da stand ich nun. Mit Elvis eng an der Leine, damit er bloß keine Dummheiten macht. Vor der Haustür stand ein über- lebensgroßes Schaukelpferd, das schon einmal einen freundlichen, tierlieben Eindruck machte. Leider musste ich, um tatsächlich zu klingeln, durch das Garten- türchen durch, was ich per se eher ungern mache, weil ich nicht unangemeldet bei Fremden im Vorgarten stehen will. Ich hatte tatsächlich auch vor, nur ratzfatz zu klingeln und dann wieder „zurück auf Los“ zu gehen, hinter das Tor, um dort brav und höflich-unaufgeregt zu warten. Aber die Türe ging prompt nach meinem Klingeln auf, und eine nette junge Frau stand vor mir, sah mich irritiert an, an ihr Bein ge- klammert ein kleines Mädchen von zirka sieben oder acht Jahren. „Ich komme wegen der Hundepension“, erklärte ich. „Entschuldigung, dass ich so reinplatze.“ Elvis war ziemlich aufgeregt, zwei neue Menschen, die er unbedingt wedelnd begrüßen wollte, aber natürlich ließ ich das nicht zu. Das quittierte er mit lautem, frustriertem Bellen (das muss ich ihm un- bedingt abgewöhnen). Dieses Bellen führte dazu, dass das kleine Mädchen schon einmal postwendend im Hintergrund verschwand. Vermutlich ahnen Sie, was kommt – nur ich Horst hatte das so nicht kommen sehen. „Ehrlich gesagt“, sagte die nette Frau, „dachte ich nicht, dass auf den Zettel über- haupt jemand vorbeikommt. Ich habe auch schon selbst einige runtergerissen.“ Ich guckte, glaube ich, ziemlich beschränkt und hatte ein großes Fragezeichen im Gesicht. Sie erklärte weiter: „Meine Tochter wünscht sich so sehr ein Haustier, und so dachte ich zumindest, dass ich sie ein paar Tage ruhig- stellen kann.“ Mir schoss die rote Farbe ins Gesicht. Wie naiv kann man sein, dass man den Handzettel einer Achtjährigen für bare Münze nimmt? Ich dachte, er wäre einfach nur besonders liebevoll gemalt, und hatte das Ganze nicht weiter hinterfragt bzw. wo- möglich daran unbedingt glauben wollen. Über die Autorin Eva Bistrick ist eigentlich mit Katzen aufgewachsen und erst Jahre später „auf den Hund gekommen“. Elvis ist das Paradebeispiel dafür, dass ein Hund, eben wie ein Mensch, seinen eigenen Kopf hat und es für seine Erziehung vor allem Ruhe, Konse- quenz, Geduld und Verständnis braucht. Über die wilden Eskapaden aus ihrem neuen „Hundeleben“ schreibt sie exklusiv für das Magazin „LIVING&style“ – und jetzt auch regelmäßig für die Vet-Concret®. Illustrationen: © cirodelia, dollitude, Kanokpol · Adobe Stock // Fotos: Eva Bistrick · NESBOs GassiService & HundeTraining