SERIE // Mein neues Hundeleben 17 und hört, wenn er es für richtig hält, auf meine Kommandos. Doch wehe, ich nehme ihn mit zu Freunden – dann verhält er sich wieder wie auf Werkseinstellung zurückge- setzt. Rast wie von der Tarantel gestochen durch Gärten und Flure, dreht sich hundert- mal wie ein Brummkreisel, zerbeißt alles, was in Reichweite liegt – Bälle, Frisbees, Brillen, Fernbedienungen, Türstopper. Ver- mutlich ist es nur der Corona-bedingten Ausgangssperre zu verdanken, dass wir überhaupt noch Freunde haben, die mit uns reden. Also lieber dahin gehen, wo man unerkannt bleiben kann. Die Badeseen, die Hunde er- lauben, liegen eh nicht im Gemeindegebiet. Und es ist eine schöne Möglichkeit, endlich mal das schwimmende Spielzeug auszupro- bieren, das Elvis von mir zum Geburtstag be- kommen hat. Es war nicht ganz billig, denn alles, was in die günstigere Preisklasse fällt, hat in der Regel nur eine Halbwertszeit von fünf Minuten (Gummikrokodil – Fuß abge- bissen, flauschige Ente – Schnabel zerfetzt und Füllung komplett vertilgt). Unser Ausflug lief zunächst ganz gut – ich warf das Spielzeug und Elvis hechtete ihm nach, um es wiederzubringen. Immer und immer wieder. Ich war ganz begeistert, wie einfach es sein kann, einen Hund glücklich und gleichzeitig müde zu machen. Also wurde ich mutiger und warf etwas weiter, Elvis machte eifrig mit. Aber irgendwann nun mal leider nicht mehr. Ich hatte einen besonders guten Wurf hin- gelegt (für meine Verhältnisse), aber Elvis blieb plötzlich stocksteif am Ufer stehen und rührte keine Pfote. Ich feuerte ihn an – ohne Erfolg. Er hatte von einer Minute auf die andere komplett das Interesse an unserem lustigen Wurfspiel verloren. Na, und was machte Frauchen, wenn sich der Köter zu fein war, das Spielzeug zu retten? Wenn eine leichte Strömung auch noch dazu führte, dass sich das 20-Euro- Geschenk immer weiter vom Ufer entfernt? Ich feuerte ihn an, lockte ihn mit verhei- ßungsvollen Kommandos, gestikulierte, als ob es da draußen im Wasser das Allertollste zu entdecken gibt ... nix. Keine Reaktion. Elvis schnüffelte derweil irgendwo im Gras herum und ließ mich weiter rufen und locken. Das Ende der Geschichte war, dass ich mir die Klamotten runterriss und im „Schlübber“ in den See gehechtet bin. Badehose? Nicht eingeplant. Nur um das blöde, teure Spiel- zeug herauszuholen. Unglaublich, wie in- konsequent ein Mensch sein kann. Viele haben mich dabei gottlob nicht gesehen, aber die Blicke der wenigen Zeugen haben mir gereicht. Elvis sah interessiert dabei zu, wie ich schlotternd wieder aus dem Wasser kam, und folgte mir bereitwillig, als ich schmollend und tropfend zum Auto mar- schierte. Auf dem Weg nutzte er noch die Gelegenheit, um lecker Sushi (!) zu fressen, das am Wegesrand herumlag. Hoffentlich war Wasabi drin. Über die Autorin Eva Bistrick ist eigentlich mit Katzen aufgewachsen und erst Jahre später „auf den Hund gekommen“. Elvis ist das Paradebeispiel dafür, dass ein Hund, eben wie ein Mensch, seinen eigenen Kopf hat und es für seine Erziehung vor allem Ruhe, Konse- quenz, Geduld und Verständnis braucht. Über die wilden Eskapaden aus ihrem neuen „Hundeleben“ schreibt sie exklusiv für das Magazin „LIVING&style“ – und jetzt auch regelmäßig für die Vet-Concret®. Illustrationen: © cirodelia, dollitude, Kanokpol · Adobe Stock // Fotos: Eva Bistrick · NESBOs GassiService & HundeTraining