HUNDEWISSEN // Beschwichtigungsgesten 27 Wenn niemand auf meine Signale achtet, kann mich auch niemand rechtzeitig beschützen. Ein Besitzer, der die Sprache seines Hundes nicht lesen kann, ist auch nicht in der Lage, richtig zu reagieren. Aus Sicht des Hundes bleibt in kritischen Situationen oft nur noch Angriff oder Flucht als Lösungsweg. Für ein entspanntes Miteinander wäre es deshalb so wichtig, dass die Besitzer die Sprache ihrer Vierbeiner besser kennen und schneller auf Unsicherheiten und Zeichen von Stress reagieren können. Wenn ich einen Hund adoptiere, dann sollte ich ihn auch lesen lernen. Um einer aggressiven Auseinandersetzung vorzubeugen und angespannte Situationen zu deeskalieren, nutzen unsere Hunde die sogenannten Beschwichtigungs-Signale (engl. „Calming Signals“). Mit diesen Gesten sollen Konflikte vermieden werden, wenn der Hund z. B. einem Artgenossen oder einem Menschen begegnet. Beschwichtigungs-Signale dienen dem Frieden und der Deeskalation. Beschwichtigungsgesten 3. Hier ein Überblick über die wichtigsten Beschwichtigungsgesten unserer Hunde: SICH ÜBER DIE SCHNAUZE SCHLECKEN Die rosa Zunge, die sich kurz über die Lefzen oder die Nase fährt, ist wohl die häufigste, beschwichtigende Geste bei Hunden. Besitzer, die diese Botschaft noch nicht kannten, sind erstaunt, wie oft ihr Hund sich bei der Begegnung mit Vier- und Zweibeinern – auch bei der Kommunikation mit ihnen selbst – über die Nase schleckt. 1. BLICK ABWENDEN/BLINZELN 4. DAS FREEZING Ein Hund, der einem anderen Hund oder einem Menschen gegenübersteht und sich unsicher fühlt, wird den Blick abwenden oder blinzeln, um damit zu signalisieren: „Ich möchte dich nicht provozieren. Im Gegenteil: Ich bin friedlich oder unsicher.“ 2. KOPF ODER KÖRPER WEGDREHEN, AN ETWAS SCHNUPPERN Dieses Verhalten wird besonders dann ge- zeigt, wenn ein Mensch oder ein Hund direkt auf den eigenen Vierbeiner zugeht. Das Ab- drehen des ganzen Körpers signalisiert sehr deutlich den Wunsch nach Deeskalation. Oft schnuppern Hunde dabei an etwas und wirken vermeintlich desinteressiert. Hunde, die in der Begegnung plötzlich erstarren und z. B. das Beschnüffelt- Werden eines anderen Vierbeiners über sich ergehen lassen, sind dabei alles andere als geduldig. Sie signalisieren damit zunächst einmal, dass sie in der Begegnung den passiven, statischen Part übernehmen. Diese Situation führt immer wieder zu Missverständnissen, da der Mensch, der den Hund gerade streichelt, oft nicht wahrnimmt, dass dieser eigentlich „einfriert“ und das Streicheln „erträgt“, aber nicht genießt. Kommt der Mensch in dieser Situation dem Hund noch näher oder das Strei- cheln dauert aus Sicht des Hundes zu lange, kann es durchaus sein, dass dieser dann aus dem Freezing in den Abwehrmodus geht. »